Freitag, 27. September 2013

Das Lieblingshobby der Schweizer

Na, was könnte wohl das Lieblingshobby der Schweizer sein? Vielleicht Jassen? Wird sicher auch häufig gemacht. Aber ich denke, es gibt noch ein grösseres Hobby, und JA, es beginnt auch mit JA…: JAMMERN!

Gejammert wird eigentlich über alles: über das Asylwesen, über den Lohn, über die Krankenkassenprämie, über den Preis der Autobahnvignette, über die Unpünktlichkeit der SBB… Und gejammert wird überall: auf dem Bahnsteig, an der Bushaltestelle, am Stammtisch (dort besonders ambitioniert), beim Znüni usw. Und wenn bei gewissen Leuten mal der Internet-Anschluss wegen einer technischen Störung für eine Stunde nicht verfügbar ist, dann scheint der Weltuntergang nur noch eine Fussbreite entfernt zu sein.

Aber haben wir eigentlich Grund zum Jammern? Leben wir in einem Land, in welchem alles schiefläuft? Bringt das Jammern etwas? Verändern wir etwas damit? Einen Verdacht werde ich nicht los: je stärker jemand verwöhnt ist, desto mehr jammert er…

In Afrika existieren Menschen, welche tagtäglich 12 Kilometer laufen, um bei einem Brunnen Wasser für den täglichen Gebrauch zu holen. Und diese Menschen haben noch Glück, überhaupt Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben. Wir allerdings können den Wasserhahn aufdrehen und das kostbare Nass sprudelt uns entgegen.

Komischerweise jammern diese wasserschleppenden Afrikaner nicht. Sie nehmen ihr Schicksal wie es ist und machen das Beste daraus. Sie kämpfen jeden Tag erneut um ihr Leben und geniessen dieses trotzdem. Es sind Menschen, die mit wenig zufrieden sind. Menschen, die meinen grössten Respekt verdienen. Menschen, die wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln übrig hätten für unsere Probleme, über welche wir hier jammern. Und es sind Menschen, von denen wir verwöhnten Schweizer so einiges lernen könnten.

Anstatt mein sauer verdientes Geld in irgend eine politische Partei zu investieren, welche im Bundeshaus auf Kindergartenniveau herumzankt und damit auch das Jammern noch zusätzlich ankurbelt, spende ich es lieber einer Organisation, welche damit Brunnenprojekte in Afrika finanziert. Damit besagte Menschen dereinst vielleicht nur noch sechs Kilometer laufen müssen zum nächsten Brunnen und sie dadurch ein kleines bisschen mehr Lebensqualität kriegen. Auch ohne fliessendes Wasser.




P.S: Eines möchte ich noch klarstellen: Ich will niemanden vom Jammern abhalten. Falls auch Sie diesem Hobby frönen, dann jammern Sie ruhig weiter! Wäre doch schade aufzuhören, wo Sie es inzwischen doch so gut beherrschen.

Samstag, 21. September 2013

Brügge

"Brügge. Auf einmal hält Erik inne und lässt seine Finger auf die Tastatur sinken. Als er die Vorschau dieser Unterseite betrachtet, sieht er ein Foto von prunkvollen alten Häusern und darunter wieder den Namen dieser Stadt: Brügge. Erik war noch nie dort und trotzdem erfüllt dieser Name seine Gedanken mit Schmerz. Von dort bekam er einst eine Ansichtskarte. Im Jahre 2000, von seiner Schwester Anita. Es war ihr letztes Lebenszeichen. Seither ist sie verschollen."

Aus: Das Geheimnis vom IJsselmeer, ISBN 9783944224701
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Montag, 16. September 2013

Digitale Fotografie - Fluch oder Segen?

Können Sie sich noch dran erinnern? An jene Zeit, in der das Fotografieren noch komplett anders funktionierte als heute? Als man noch eine Kapsel in den Fotoapparat drückte, 24 oder 36 mal auslöste, den Film zurück spulte, die Kapsel ins Labor brachte und einige Tage später stolz den Umschlag mit den fertigen Fotos nach Hause trug? Eine Ewigkeit scheint diese Zeit her zu sein! Eine Zeit, in der der Krieg noch kalt war und die Mobiltelefone Koffergrösse hatten. Und doch liegt diese Zeit nicht mehr als 20 Jahre zurück.

Und wie wir fotografierten! Jeder Druck auf den Auslöser kostete 50 bis 90 Rappen, Pfennige, Cent oder was auch immer. Das Experimentieren mit Blende, Brennweite und Verschlusszeit verkam zu einer teuren Angelegenheit und war ausserdem auch nicht besonders sinnvoll, bekam man doch erst etwa eine Woche später Kenntnis von den Ergebnissen.

Die gute alte Fototasche aus Analogzeiten

Da hat man es heute mit der digitalen Fotografie schon viel einfacher. Speicherkarte rein und los geht’s! Klick, klick, klick! Ein Foto im Eimer? Kein Problem, wir löschen es einfach, es kostet ja nichts! Und wenn wir vom Urlaub heim kommen, pflanschen wir die 1738 erzielten Fotos am besten gleich en bloc auf die Fotogalerie im Internet. Schliesslich sollen die Freunde und Verwandte doch etwas zu schauen haben!

Ich bin davon überzeugt; auf 70 Prozent aller Bilder im Internet hätte die Menschheit verzichten können. Aber es scheint tatsächlich Menschen zu geben, die der Meinung sind, jedes noch so misslungene Bild im Internet publizieren zu müssen. Na gut, dann lasst uns doch einfach das Internet in Milliarden Fotos ersäufen!

Also, gehen wir zumindest in Gedanken nochmals zurück ins analoge Zeitalter, legen wir noch einmal eine Filmkapsel in den Fotoapparat, knipsen wir 24 oder 36 mal, immer im Wissen, mit jedem Knips 70 Rappen ärmer zu sein und holen wir eine Woche später stolz den Umschlag aus dem Labor. Um dann – Schreck lass nach – festzustellen, dass alle Bilder überbelichtet sind. Ein Problem, das wir heute nicht mehr kennen, dafür kennen wir andere: Bilderschwemme im Internet zum Beispiel.

So wünsche ich Ihnen allen zum Schluss fröhliches Fotografieren! Den Profis genauso wie den Hobbyknipsern. Und natürlich auch jenen, die sich an der Bilderschwemme im Internet beteiligen! 

Donnerstag, 12. September 2013

Das kleine Segelschiffchen

"Weit draussen ist ein einsames Segelschiffchen unterwegs. Und es macht den Anschein, als würde es in die Unendlichkeit fahren. An einen Ort, wo Zeit, Geld, Hektik, Krieg und Gewalt Fremdwörter sind. Und Erik wünscht sich in diesem Moment nichts mehr, als dorthin mitfahren zu können."

Aus: Das Geheimnis vom IJsselmeer, ISBN 9783944224701
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Montag, 9. September 2013

Von altholländischen Fietsen

Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Fahrrad, nehmen es mit nach Holland, stellen es an einem Abend in Amsterdam an ein Brückengeländer, schliessen es ab, ketten es an, gönnen sich im Hotel den Schlaf der Gerechten und am anderen Morgen ist das Fahrrad weg. Und Sie müssen für Ihre geplante Holland-Reise ein altholländisches „Fiets“ mieten, mit nur einem Gang und Rücktrittbremse.

Keine schöne Vorstellung, oder? Ich brauche mir das nicht vorzustellen, denn mir ist genau das passiert. Und dass ich bei diesem alten Zweirad schon nach kurzer Zeit die Bremsen suchte und mitten in Amsterdam gegen einen Laternenpfahl krachte – die Autofahrer in der Kolonne daneben hatten Logenplätze, – das sei hier nur am Rande erwähnt.

Auch das Wetter wollte während dieser Reise nicht so recht in Gang kommen. Es war kalt, regnerisch und windig. Und trotzdem gab es auch die schönen Momente. Zum Beispiel, als sich in Medemblik ein neunjähriger Junge ganz spontan zu mir auf die Bank setzte und mir aus seinem Leben erzählte. Und enorm neugierig war auf das, was ich so tue. Und der darum bettelte, mit mir mitkommen zu dürfen, weil er doch so gerne einmal diese hohen Berge sehen wollte. Mit viel Mühe konnte ich ihn dann doch noch davon überzeugen, dass es besser sei für ihn, in Medemblik zu bleiben.

Aber genau diese Begegnungen sind es, die einen sogar ein gestohlenes Fahrrad vergessen lassen. Und nächstes Mal werde ich in Amsterdam mein Fahrrad über Nacht weder abschliessen noch anketten. Dann wird es am nächsten Morgen zwar auch weg sein, aber dann hat immerhin die Amsterdamer „Fahrradklauindustrie“ ein etwas leichteres Leben. Ein kleiner Akt von Nächstenliebe. Und das sollten wir uns doch alle ein bisschen gönnen, nicht?


Ach ja, möchten Sie noch wissen, wie mein altholländisches „Fiets“ aussah? Bitte:


Samstag, 7. September 2013

EIn heisser Herbst nach dem sonnigen Sommer

Der Sommer neigt sich spürbar zu Ende und macht dem Herbst Platz. Ein komisches Jahr, nicht? Zumindest wettermässig. Auf den nasskalten Frühling folgte ein heisser und sonniger Sommer. Ich wage gar nicht zu überlegen, was der Herbst bringen wird. Turnusgemäss wäre jetzt wieder... Aber lassen wir das. Es kommt sowieso wie es kommt!

Jetzt greife ich auch wieder mehr in die PC-Tasten als im Sommer. Es ist definitv kein Segen, vor dem Computer zu sitzen, wenn einem der Schweiss dermassen von der Stirn tropft, dass die Tastatur Gefahr läuft, Hochwasserschäden zu erleiden. Mal sehen, was draus wird. Vielleicht der Anfang für einen neuen Roman nach "Das Geheimnis vom IJsselmeer"? Das Buch ist jetzt seit gut vier Monaten auf dem Markt und hat mir schon einige interessante Feedbacks beschert. Vor allem in der Schweiz lebende Holländer haben mit Interesse von der Reiseerzählung vernommen, welche den Leser in ihr Heimatland führt.

Im Oktober veranstaltet die Regionalbibliothek Sursee eine Ausstellung unter dem Titel "Literarisches aus der Region" mit Autoren aus der Region und ihren Werken. Ich konnte mir auch einen Platz ergattern und bin gespannt, was auf mich zukommt. Und im November darf ich eine Lesung geben bei der Gesellschaft Schweiz-Holland in Basel. Da freue ich mich jetzt schon darauf. Insgesamt steht mir also ein heisser Herbst bevor.

So, jetzt machen wir aber erstmal den September fertig. Und dann habe ich noch einen kleinen Hinweis an die Versandhäuser: Der Monat nach dem Sommer heisst nicht Weihnachten!