Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Fahrrad, nehmen
es mit nach Holland, stellen es an einem Abend in Amsterdam an ein
Brückengeländer, schliessen es ab, ketten es an, gönnen sich im Hotel den
Schlaf der Gerechten und am anderen Morgen ist das Fahrrad weg. Und Sie müssen
für Ihre geplante Holland-Reise ein altholländisches „Fiets“ mieten, mit nur einem
Gang und Rücktrittbremse.
Keine schöne Vorstellung, oder? Ich brauche mir das nicht
vorzustellen, denn mir ist genau das passiert. Und dass ich bei diesem alten
Zweirad schon nach kurzer Zeit die Bremsen suchte und mitten in Amsterdam gegen
einen Laternenpfahl krachte – die Autofahrer in der Kolonne daneben hatten
Logenplätze, – das sei hier nur am Rande erwähnt.
Auch das Wetter wollte während dieser Reise nicht so recht
in Gang kommen. Es war kalt, regnerisch und windig. Und trotzdem gab es auch
die schönen Momente. Zum Beispiel, als sich in Medemblik ein neunjähriger Junge
ganz spontan zu mir auf die Bank setzte und mir aus seinem Leben erzählte. Und enorm
neugierig war auf das, was ich so tue. Und der darum bettelte, mit mir
mitkommen zu dürfen, weil er doch so gerne einmal diese hohen Berge sehen
wollte. Mit viel Mühe konnte ich ihn dann doch noch davon überzeugen, dass es
besser sei für ihn, in Medemblik zu bleiben.
Aber genau diese Begegnungen sind es, die einen sogar ein
gestohlenes Fahrrad vergessen lassen. Und nächstes Mal werde ich in Amsterdam
mein Fahrrad über Nacht weder abschliessen noch anketten. Dann wird es am
nächsten Morgen zwar auch weg sein, aber dann hat immerhin die Amsterdamer „Fahrradklauindustrie“
ein etwas leichteres Leben. Ein kleiner Akt von Nächstenliebe. Und das sollten
wir uns doch alle ein bisschen gönnen, nicht?
Ach ja, möchten Sie noch wissen, wie mein altholländisches „Fiets“
aussah? Bitte:
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