Montag, 23. Dezember 2013

„Sie, wo geht’s denn hier zum Reichsmuseum?“

Beim Vorhang links! Oh, pardon, ich wollte Sie nicht verarschen. Im Gegensatz zu anderen…

Aber fangen wir doch von vorne an. Vor einiger Zeit hatte ich eine Lesung in Basel und las dort aus meinem Buch „Das Geheimnis vom IJsselmeer“. Eingeladen wurde ich von der Gesellschaft Schweiz-Holland, Sektion Basel. Erwartet hatte ich etwa 20 Zuhörer, schliesslich waren es jedoch fast 60, der Saal war riesig, Mikrofon gab es keines, weshalb ich so laut sprach, dass ich schlussendlich fast heiser war. Und das Publikum war wahrlich hochkarätig! Der Niederländische Generalkonsul war anwesend und neben mir sass ein Professor für spanische Literatur, welcher an der Universität Basel arbeitet.
 
Mein Buch
 
 
Der Rest des Saales war hauptsächlich von Niederländerinnen und Niederländern besetzt. Niederländer, die der deutschen Sprache zumindest einigermassen mächtig sind – sozusagen das Zielpublikum für mein Buch!

Es wurde dann auch eine recht erfolgreiche Veranstaltung, über 10 Bücher konnte ich verkaufen. Und das anschliessende Essen – eine Indonesische Rijsttafel – war ausgezeichnet. Doch dann war da eben noch diese Anekdote mit dem Reichsmuseum…

Nun, einige Leser meines Buches sind der Ansicht, dass die Deutschen in meinem Buch ein bisschen schlecht wegkämen. Nun ja, so schlimm kann’s nicht sein, schliesslich wurde das Buch von einem deutschen Verlag herausgegeben und der Lektor, der ebenfalls der deutschen Nationalität angehört, hat sich auch nicht beschwert. Aber in meinem Buch wird ab und zu der Zweite Weltkrieg angeschnitten und dass die Deutschen in dieser Periode nicht gerade eine überaus glorreiche Figur abgegeben haben, ist weiss Gott nicht mein Fehler. Auf jeden Fall habe ich an jenem Abend noch ein persönliches Erlebnis erzählt, das ich einmal mit einem arroganten Deutschen in den Niederlanden hatte. Dieser Tourist steuerte gezielt auf mich zu und rief schon von weitem: „Sie, wo geht’s denn hier zum Reichsmuseum?“ Ja, hallo, wie wär’s zuerst mal mit „Guten Tag“ oder so? Aber das dachte ich nur und sagte es nicht. Egal, ich erklärte ihm dann den Weg und bereue es noch heute, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, als er merkte, dass ich ihn statt zum Reichsmuseum zum Zoo geschickt hatte…

Ich habe ehrlich gesagt nicht unbedingt damit gerechnet, dass Angehörige der deutschen Nationalität im Publikum sitzen. Die betreffende Dame jedoch hat sich im Anschluss energisch bei mir beschwert. Dabei habe ich doch nur ein persönliches Erlebnis erzählt!

Irgendwann kam noch die Frage aus dem Publikum (ich glaube, sie kam vom Konsul), wo ich die Gemeinsamkeiten zwischen den Schweizern und den Niederländern sähe. Ehrlich gesagt, auf die gegenteilige Frage wäre ich besser vorbereitet gewesen. Aber Gemeinsamkeiten haben wir so viele! Wir sind beides Menschen, leben beide in Europa, wohnen beide in Häusern, fahren beide mit der Eisenbahn, dem Auto und dem Fahrrad (wobei die Niederländer bei letztgenanntem Fahrzeug sicherlich die Nase vorne haben), benützen zum Schlafen beide ein Bett,… und bevor ich meinen letzten Leser verliere, breche ich jetzt hier ab.

Etwas, das die Schweiz und die Niederlande ganz speziell verbindet, ist der Rhein. Dieses blaue Band, das die beiden Länder wie eine Paketschnur aneinanderbindet, auch wenn der Fluss beim Queren der deutsch-niederländischen Grenze den Namen wechselt und als „Waal“ die letzten gut 100 Kilometer bis zur Nordseemündung zurücklegt. Ja, wenn ich in Solothurn in die Aare spucke, kann es sein, dass zwei Wochen später ein niederländischer Fisch an meinem Schleim erstickt. Und wenn nicht, wird meine Spucke an Rotterdam vorbei in die Nordsee gespült, bei Hoek van Holland und landet am Schluss vielleicht am nahen FKK-Strand. Doch was dort mit meiner Spucke geschehen könnte, darüber breiten wir jetzt den Mantel des Schweigens, bevor es hier noch zu Sauereien kommt.

Ja, was bleibt als Fazit? Ein herzlicher Dank an die Gesellschaft Schweiz-Holland für die Einladung! Und für alle Deutsche noch folgender Hinweis: Arroganz ist keine Frage der Nationalität, sondern der persönlichen Einstellung. Ich kenne auch arrogante Schweizer und Niederländer, dafür bin ich schon unzähligen sehr netten Deutschen begegnet. Na ja, sagen wir, zumindest einigen.

Ach, Sie haben mein Buch noch gar nicht gelesen? Das nenne ich aber eine Bildungslücke! Aber Sie können das nachholen! Klicken Sie hier für nähere Infos!