Aber fangen wir doch von vorne an. Vor einiger Zeit hatte
ich eine Lesung in Basel und las dort aus meinem Buch „Das Geheimnis vom IJsselmeer“.
Eingeladen wurde ich von der Gesellschaft Schweiz-Holland, Sektion Basel. Erwartet
hatte ich etwa 20 Zuhörer, schliesslich waren es jedoch fast 60, der Saal war
riesig, Mikrofon gab es keines, weshalb ich so laut sprach, dass ich
schlussendlich fast heiser war. Und das Publikum war wahrlich hochkarätig! Der Niederländische
Generalkonsul war anwesend und neben mir sass ein Professor für spanische
Literatur, welcher an der Universität Basel arbeitet.
Mein Buch |
Der Rest des Saales war hauptsächlich von
Niederländerinnen und Niederländern besetzt. Niederländer, die der deutschen
Sprache zumindest einigermassen mächtig sind – sozusagen das Zielpublikum für
mein Buch!
Es wurde dann auch eine recht erfolgreiche Veranstaltung,
über 10 Bücher konnte ich verkaufen. Und das anschliessende Essen – eine Indonesische
Rijsttafel – war ausgezeichnet. Doch dann war da eben noch diese Anekdote mit
dem Reichsmuseum…
Nun, einige Leser meines Buches sind der Ansicht, dass
die Deutschen in meinem Buch ein bisschen schlecht wegkämen. Nun ja, so schlimm
kann’s nicht sein, schliesslich wurde das Buch von einem deutschen Verlag
herausgegeben und der Lektor, der ebenfalls der deutschen Nationalität
angehört, hat sich auch nicht beschwert. Aber in meinem Buch wird ab und zu der
Zweite Weltkrieg angeschnitten und dass die Deutschen in dieser Periode nicht
gerade eine überaus glorreiche Figur abgegeben haben, ist weiss Gott nicht mein
Fehler. Auf jeden Fall habe ich an jenem Abend noch ein persönliches Erlebnis
erzählt, das ich einmal mit einem arroganten Deutschen in den Niederlanden
hatte. Dieser Tourist steuerte gezielt auf mich zu und rief schon von weitem: „Sie,
wo geht’s denn hier zum Reichsmuseum?“ Ja, hallo, wie wär’s zuerst mal mit „Guten
Tag“ oder so? Aber das dachte ich nur und sagte es nicht. Egal, ich erklärte
ihm dann den Weg und bereue es noch heute, dass ich sein Gesicht nicht sehen
konnte, als er merkte, dass ich ihn statt zum Reichsmuseum zum Zoo geschickt
hatte…
Ich habe ehrlich gesagt nicht unbedingt damit gerechnet,
dass Angehörige der deutschen Nationalität im Publikum sitzen. Die betreffende
Dame jedoch hat sich im Anschluss energisch bei mir beschwert. Dabei habe ich
doch nur ein persönliches Erlebnis erzählt!
Irgendwann kam noch die Frage aus dem Publikum (ich glaube,
sie kam vom Konsul), wo ich die Gemeinsamkeiten zwischen den Schweizern und den
Niederländern sähe. Ehrlich gesagt, auf die gegenteilige Frage wäre ich besser
vorbereitet gewesen. Aber Gemeinsamkeiten haben wir so viele! Wir sind beides
Menschen, leben beide in Europa, wohnen beide in Häusern, fahren beide mit der
Eisenbahn, dem Auto und dem Fahrrad (wobei die Niederländer bei letztgenanntem
Fahrzeug sicherlich die Nase vorne haben), benützen zum Schlafen beide ein
Bett,… und bevor ich meinen letzten Leser verliere, breche ich jetzt hier ab.
Etwas, das die Schweiz und die Niederlande ganz speziell
verbindet, ist der Rhein. Dieses blaue Band, das die beiden Länder wie eine
Paketschnur aneinanderbindet, auch wenn der Fluss beim Queren der
deutsch-niederländischen Grenze den Namen wechselt und als „Waal“ die letzten
gut 100 Kilometer bis zur Nordseemündung zurücklegt. Ja, wenn ich in Solothurn
in die Aare spucke, kann es sein, dass zwei Wochen später ein niederländischer
Fisch an meinem Schleim erstickt. Und wenn nicht, wird meine Spucke an
Rotterdam vorbei in die Nordsee gespült, bei Hoek van Holland und landet am
Schluss vielleicht am nahen FKK-Strand. Doch was dort mit meiner Spucke
geschehen könnte, darüber breiten wir jetzt den Mantel des Schweigens, bevor es
hier noch zu Sauereien kommt.
Ja, was bleibt als Fazit? Ein herzlicher Dank an die
Gesellschaft Schweiz-Holland für die Einladung! Und für alle Deutsche noch
folgender Hinweis: Arroganz ist keine Frage der Nationalität, sondern der
persönlichen Einstellung. Ich kenne auch arrogante Schweizer und Niederländer,
dafür bin ich schon unzähligen sehr netten Deutschen begegnet. Na ja, sagen
wir, zumindest einigen.
Ach, Sie haben mein Buch noch gar nicht gelesen? Das nenne ich aber eine Bildungslücke! Aber Sie können das nachholen! Klicken Sie hier für nähere Infos!