Donnerstag, 16. Januar 2014

Tulpenmanie und Goldwahn

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachten Niederländische Seefahrer ein paar unscheinbare Zwiebeln von ihren Fahrten nach Hause. Die daraus spriessenden Tulpen wurden gezüchtet, wurden zu Liebhaber- und später auch zu Spekulationsobjekten. Die Preise für spezielle Tulpenzüchtungen erreichten ungeahnte Höhen, zu Beginn des Jahres 1637 wurden prunkvolle Häuser an bester Lage gegen einige wenige Tulpenzwiebeln in Zahlung gegeben.

Dann, im Februar 1637 platzte die Blase. Es fanden sich keine Käufer mehr, die bereit waren, die massiv überteuerten Tulpenzwiebeln zu kaufen und die Zwiebeln verloren innert weniger Wochen rund 95% ihres Wertes. Man spricht noch heute vom ersten Börsencrash der Geschichte. Manch ein Händler verlor dabei sein ganzes Vermögen.

Tulpenfeld in Holland


Jetzt mögen wir vielleicht sagen: ja, wie dumm muss man denn sein, wenn man sein Haus gegen ein paar Zwiebeln tauscht? Aber wer beobachtet, wie jemand für drei Zwiebeln ein Pferd bekommt, eine Woche später die gleichen drei Zwiebeln für ein Fuhrwerk samt Ochse den Besitzer wechseln und wieder eine Woche danach jemand sein Häuschen auf dem Land für die selbigen drei Zwiebeln hergibt, ist es nur menschlich die folgende Gleichung zu machen: nächste Woche tausche ich meine Windmühle gegen diese drei Tulpenzwiebeln und eine Woche später bekomme ich eine ganze Strasse dafür!


Wer jetzt aber denkt, dass sich so etwas heute auf keinen Fall mehr wiederholen könnte, der sei sanft an den Goldpreis erinnert. Seit dem Jahre 2000 stieg der Goldpreis von knapp 300 USD auf 1900 USD im Spätsommer 2011. Dass die Kurve im folgenden Jahr alles andere als bullisch daherkam, scheint den meisten Analysten entgangen zu sein und die fallenden Preise wurden zunächst noch als harmlose Korrekturbewegung und willkommene Nachkaufgelegenheit angesehen. Bis der Goldpreis im Frühsommer 2013 auf 1180 USD hinunter rasselte. Okay, das sind keine 95% Wertverlust, aber irgendwie gleichen sich die Bilder der Tulpenmanie aus dem 17. Jahrhundert und des Goldwahns im 21. Jahrhundert doch verdächtig stark. Meines Erachtens war der Goldpreis 2011 einfach massiv überbewertet, da ist der momentane Preis bei rund 1250 USD schon bedeutend realistischer.


Goldbarren


Stellt sich nun noch die Frage, ob die Menschheit eigentlich nichts aus der Vergangenheit lernt. Wenn es um Geld geht, scheint unsere Spezies tatsächlich eine gewisse Lernresistenz zu entwickeln. Und so wie wir uns heute an den Kopf reichen, wenn wir an die „Deppen“ denken, die bei der Tulpenmanie reingefallen sind, so denken in ein paar hundert Jahren vielleicht unsere Nachfahren an die „Blödmänner“ aus dem 21. Jahrhundert, die so dämlich waren, ihre Häuser gegen einen Block gelbes Metall zu tauschen. Zumal ein Haus seinen Bewohner vor Regen, Wind und Kälte schützt, während dieser Metallblock keine dieser Vorzüge hat.

Na ja, vor Regen könnte er vielleicht einigermassen schützen, wenn man ihn über den Kopf hält. Und wenn man stark genug ist, ihn nicht fallen zu lassen. Sonst würde man nämlich von seinem eigenen Reichtum erschlagen. Zum Glück kaufen die meisten Händler heute nur noch Buchgold, das doch einiges an Masse weniger mitbringt als ein Goldbarren.


Und noch ein Tipp zum Schluss: Tauschen Sie Ihr Haus weder gegen Tulpenzwiebeln noch gegen einen Goldbarren. Sie könnten es vielleicht bereuen!