Donnerstag, 31. Juli 2014

Auf Wiedersehen, geliebte Mama!

Es ist niemals einfach, einen geliebten Menschen los zu lassen. Heute musste ich meine Mama zu Grabe tragen. Es war ein sehr schwerer Tag für mich; wenn auch viele liebe Menschen da waren, die mir Mut zusprachen. Zuletzt habe ich meiner Mama ein Brieflein aufs Grab gelegt. Ein Brieflein mit folgendem Inhalt:



Mein geliebtes Mami

Noch am Samstag habe ich Dich gedrückt und jetzt bist Du schon nicht mehr bei mir. Mein Schmerz ist so gross, dass ich Dich nie mehr in meinen Armen halten kann. Du warst so ein wichtiger Teil meines Lebens, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, wie mein Leben ohne Dich sein wird. Ich vermisse Dich jetzt schon so sehr!
Seit deiner schweren Erkrankung vor vier Jahren wusste ich ja, dass dieser Tag kommen würde und dass er wahrscheinlich viel zu früh kommen würde. Und doch trifft er mich jetzt so unvorbereitet. Ich hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass Du noch einmal gesund werden würdest. Zumindest so, dass wir beide zusammen noch nach Holland hätten fahren können. So gerne hätte ich Dir doch die blühenden Tulpenfelder gezeigt. Ich weiss, dass Dir das enorm gefallen hätte. Leider war uns das nicht vergönnt.
Ich habe unsere gemeinsame Zeit immer sehr genossen und es war für mich immer wieder eine besondere Freude, Dich in Deinem kleinen Paradies zu besuchen, wie Du Deine wunderschön eingerichtete Dachwohnung genannt hast. Dort hast Du immer so gerne liebe Gäste empfangen. In wenigen Tagen wird Deine Wohnung geräumt sein und die wunderbaren Einrichtungsgegenstände werden verstreut sein. Deshalb habe ich ganz alleine noch einmal in deiner Wohnung übernachtet; einfach, um die unvergleichliche Atmosphäre zu spüren und mich von Deinem kleinen Paradies zu verabschieden. Es war nicht einfach für mich, schliesslich erinnert alles an Dich, selbst der Geruch. Und Du bist nicht mehr da. Trotzdem war es wichtig für mich.
Für mich geht jetzt ein ganz anderes Leben los. Nie mehr wird Dein Name auf dem Display meines Handys erscheinen und meine Besuche bei Dir, traditionell immer am Dienstag- und Samstagabend wird es nicht mehr geben. Und wie wird es an Weihnachten sein? Weihnachten, das Fest, das Du immer so geliebt hast und das wir beide immer zusammen verbracht haben. Den Gottesdienst an Heilig Abend, den wir immer besucht haben. Wie wir zusammen Weihnachtslieder gespielt und gesungen haben. Es wird schwer werden für mich. Aber ich werde dann meine Wohnung mit Deinem Weihnachtsschmuck schmücken, so wie Du Deine Wohnung immer geschmückt hast. Und dann wirst Du bei mir sein, einfach in meinen Gedanken und ich werde mich an vergangene Zeiten erinnern.
Ich habe Dich in der Aufbahrungshalle besucht. So friedlich bist du da gelegen in deinem hübschen Sommerkleid, das Claudia für Dich ausgesucht hat. Mit einer rosaroten Rose in der Hand, wie Du es gewünscht hast. Dieser Anblick hat mich geschmerzt, aber ich habe auch Dankbarkeit gespürt. Dankbarkeit, dass ich Dein Sohn sein durfte. Du hast Dein Leben vor allem für Deine Kinder gelebt. Bitte verzeih uns, wenn wir Dir dafür nicht immer die nötige Dankbarkeit entgegengebracht haben. 34 Jahre lang hast Du mich begleitet, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Immer hast Du mir Deine Liebe und Deine Wärme gegeben. Immer hast Du mir Dein Verständnis entgegengebracht. Deshalb habe ich mich vor Dir verbeugt, bevor ich die Aufbahrungshalle verlassen habe. Denn Du bist ein Mensch, der es verdient, dass man vor ihm in die Knie geht.
Liebes Mami, Du bist auf Deine letzte Reise gegangen, und Du hinterlässt hier eine riesengrosse Lücke. Ich weiss, dass ich noch oft um Dich weinen werde. Aber ich bin auch dankbar, dass Du von Deinem Schmerz erlöst wurdest. Es war für mich enorm schwer, Dich so leiden zu sehen. Doch auch wenn Du nicht mehr da bist, in meinen Gedanken wirst Du immer bei mir sein. Am Himmel werde ich Deinen Stern sehen und in meinem Herzen wird für Dich immer ein ganz grosser Platz frei sein, egal, was auch passieren möge. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns irgendwann wieder sehen werden, und das gibt mir Trost. Bis dahin werde ich versuchen, so zu leben, wie Du es mir beigebracht hast. So, dass Du stolz sein kannst auf mich.

Sei ganz lieb umarmt

Dein Dich liebender Sohn Christian



Zum Schluss möchte ich noch folgendes sagen: wenn ihr noch eine Mutter habt, dann geht zu ihr und schenkt ihr eine innige Umarmung. Es kostet euch nichts und schon morgen könnte es zu spät sein!


Das Grab meiner Mama